Uhrwerke als Kaliber
Das Wort „Kaliber“ hat eine Reihe verschiedener Bedeutungen, aber in der Uhrmacherei und beim Uhren Ankauf, ist das Wort gleichbedeutend mit „Bewegung“. In der gesamten Branche und besonders beim Uhren Ankauf, ist eine der wenigen absolut allgegenwärtigen Praktiken, das Uhrwerk „Kaliber xyz123“ zu nennen. Es ist eines dieser Wörter, die man millionenfach sehen kann, ohne sich zu fragen, warum es sowohl in der Welt der Feuerwaffen als auch in der Welt der Uhrmacherei und beim verkaufen einer Uhr verwendet wird, die scheinbar wenig gemeinsam zu tun haben.
Die Verwendung von „Kaliber“ in der Waffenwelt geht zurück, bis zum französischen Kaliber, bis hin zum Arabischen „Qalib“ der Spätrenaissance – eine Form zum Werfen von Kugeln – und hat seinen Ursprung schließlich im antiken griechischen Kalapus, was soviel bedeutet wie ein Schuhmacher Holzmodell, um das ein Schuh gebaut wird.
Interessanterweise findet der Gebrauch des Begriffes in der Uhrmacherei, laut der Fondation de la Haute Horlogerie, zuerst in dem Werk des englischen Uhrmachers Henry Sully (1680-1729) statt, der in Frankreich arbeitete und das Wort um 1715 verwendete, um den Grundriss und die Abmessungen der verschiedenen Werkspfeiler, Räder, Lauf usw. zu bezeichnen. Der Begriff wurde im Laufe der Zeit verwendet, um die Form des Uhrwerks, seine Brücken, den Ursprung der Uhr, den Namen des Herstellers usw. anzugeben und bezog sich allmählich auf das Uhrwerk selbst. Der allgemeine Zusammenhang besteht also darin, dass der Begriff sowohl in der Uhrmacherei als auch in der Waffenherstellung eine Vorgeschichte hat, um den Durchmesser zu bezeichnen, und in beiden Fällen hat er sich auf etwas bezogen, dessen Durchmesser angegeben wurde.
Uhren Industrie in USA
Die allgemein übliche Praxis in der französischsprachigen Uhrenwelt war daher, auf ein Uhrwerk als Kaliber zu verweisen, gefolgt vom Durchmesser des Uhrwerks, und dann oft eine Abkürzung, die den besonderen Funktionen des Uhrwerks zukommt. Das Manufakturarchiv von Jaeger-LeCoultre aus dem Jahr 1877 (als die Manufaktur LeCoultre Borgeaud & Cie hieß) listete als eines der Werke das Kaliber 16T auf. Dies sagt uns, dass dies ein 16-reihiges Tourbillon-Uhrwerk war.
Der Begriff wurde schließlich im Uhren Ankauf bzw. im Uhrenhandel zwangsläufig übernommen.
Dies ist jedoch nicht die einzige Verbindung zwischen der Uhrenindustrie und der Feuerwaffenindustrie. In den Vereinigten Staaten war das sogenannte Amerikanische Uhrmachersystem eines der ersten auf der Welt, das Präzisions-Massenproduktionsmethoden ausgiebig einsetzte, um die Herstellung von Uhrwerken, mit austauschbaren Teilen zu ermöglichen. Das System wurde von amerikanischen Herstellern wie Waltham für die Uhrmacherei und Uhrenhändler angepasst.
Es wurde festgestellt, dass in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg und danach, der Trend von der Verwendung von Uhrwerks-Durchmessern und Funktionen zur Bezeichnung von Uhrwerken nach gelassen hat, als die Anzahl von verschiedenen Uhrwerken mit ähnlichen oder identischen Durchmessern zunahm. Noch vor dem Ersten Weltkrieg war diese Namenskonvention jedoch nicht mehr universell, das Valjoux 22 ist ein Beispiel. Beim Ankauf von Uhren ist es ebenfalls gängig. Die Praxis lebt hier und dort jedoch noch. Patek Philippe zum Beispiel hat in seinem Katalog das Kaliber 17 LEP PS IRM. Dies ist ein 17 reihiges, lépine, petite seconde, indication réserve de marche-Uhrwerk, oder ein 38,35 mm Lepine-Kaliber (dh ein Werk mit Brücken für die Räder und keine Fusée, benannt nach dem Uhrmacher Jean-Antoine Lepine, der diese im späten 18. Jahrhundert entwickelte) mit kleinen Sekunden und Gangreserve.
Möchte man heute seine Uhr zum Verkauf anbieten, kommt man meistens um den Begriff nicht umhin :-)
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