Die Taschenuhr – Vater der Armbanduhr

In diesem Artikel möchten wir euch die Geschichte des Vorgängers der modernen Armbanduhr und ihre bekanntesten Hersteller und Kollektionen näher bringen.

Die Geschichte der Taschenuhr

Anfang des 15. Jahrhunderts wurde der sogenannte Federantrieb erfunden, hierbei handelt es sich um einen mechanischen Antrieb mit Feder und geregeltem Getriebe. Dadurch wird Energie gespeichert und in eine lang anhaltende Drehbewegung umgesetzt. Folglich wurde damit der Startschuss für eine tragbare Uhr ausgelöst. Im Jahre 1511 gelang es dem deutschen Peter Henlein den beschriebenen Mechanismus in eine tragbare (Dosen förmige) Uhr einzubauen. Daher wurde die Taschenuhr auch Dosenuhr genannt. Aus diesen Dosenuhren machte man, mithilfe einer Kette oder einem Band, tragbare Hals-Uhren.

Taschenuhren, wie wir sie heute kennen, wurden erst im 17. Jahrhundert entwickelt. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts werden Taschenuhren industriell hergestellt. Dies machte sie günstiger und somit für eine breite Masse an Menschen verfügbar. An ihrer Definition als soziales Statussymbol hat sich dadurch allerdings nichts geändert. Die Beliebtheit der Taschenuhren sank nach dem Ersten Weltkrieg und die Armbanduhr trat ihr Erbe an. Die Geschichte von Taschenuhren ist eine spannende und komplexe, daher wird sie von vielen Laien unterschätzt. Wir von Juwelier Mere, spezialisieren uns seit mehr als 30 Jahren auf den Ankauf von Taschenuhren verschiedener Hersteller und laden dich herzlich zu uns ein.

 

 

Taschenuhr Emaille

Die unterschiedlichen Formen

Wie bei vielen Erfindungen des Menschen, hat auch die Taschenuhr über die Jahre verschiedenste Formen angenommen. Gerade im Ankauf von Taschenuhren sind hier die Nuancen ausschlaggebend für den Preis.

Hier eine kurze Auflistung:

  • Frack Uhr: Sie zeichnete sich durch ihre geringe Größe und flachen Maße aus
  • Flieger-Taschenuhr: Das verdrehte Zifferblatt machte es möglich, die Uhr in einem Flug auf den Kopf gedreht abzulesen
  • Lepine: Eine Uhr die ohne Abdeckung ausgeliefert wurde und bei der die Krone für den Aufzug am oberen Ende befestigt war
  • Halbsavonette: Eine Öffnung in der Mitte des Deckels machte es möglich, trotz geschlossener Uhr, die Zeit abzulesen
  • Savonette: Mit Deckel aber mit einer sich seitlich befindenden Aufzugskrone ausgestattet
  • Kreuzuhr: Eine christlich erscheinende Uhr, die in die Form eines Kreuzes eingelassen wurde
  • Hals-Uhr: Eine kleine flache Dosenuhr die an einem Band oder einer Kette hing
  • Dosenuhr: Kleine Dose ohne Deckel
  • Bisamapfeluhr: Eine kleine Kugel, die im inneren das Ziffernwerk trug

Die Taschenuhr als Symbol für Wohlstand

Taschenuhren waren eine Rarität und zeichneten sich durch ihre Handwerkskunst aus. Folglich wurden sie zu einem begehrten Schmuckstück. Die, die es sich leisten konnten, trugen sie mit Stolz. Frühere Modelle, für Königinnen und Könige, die speziell angefertigt wurden, waren zusätzlich mit kunstvollen Elementen versehen. Es war nicht selten, dass Adlige mehr als eine Uhr an Ihrem Körper trugen. Hast du eine Taschenuhr in Deinem Besitz und möchtest mehr über sie erfahren, lasse dich in unserer Filiale in Berlin, Charlottenburg beraten. Wir schätzen für dich gerne unverbindlich den Wert der Taschenuhr.

Bekannte Hersteller von Taschenuhren

 

 

Lange und Söhne Taschenuhr

A. Lange & Söhne:

Im Jahre 1845 gründete der Sächsische Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange in Glashütte bei Dresden das Unternehmen A. Lange & Co. 1868 traten die Söhne Richard und Emil in das Unternehmen ein und Lange nannte es um. Der Siegeszug der Taschenuhr begann für dieses Traditionsunternehmen mit der Einführung der stabilen Dreiviertelplatte im Jahr 1864. Diese aufwendig hergestellte Entwicklung verbesserte die Stabilität des Uhrwerks. Darauf folgte im Jahr 1867 der sogenannte “springende Sekundenzeiger” und unter anderem der Möglichkeit, die Uhr ohne Schlüssel aufzuziehen. Diese Entwicklungen ließen Langes Söhne später patentieren. Ein Meilenstein in der Geschichte der Taschenuhr ist die“ Grande Komplikation” Nr. 42500”. Ein Kunstwerk, das im Jahr 1902 von A. Lange & Söhne, Glashütte entworfen wurde. Hierbei handelt es sich um eine der kniffligsten “Komplikationen”, die jemals hergestellt wurden und besteht aus insgesamt 833 Einzelteilen.

Das Model Grande Komplikation Nr. 42500 beinhaltet folgende Details:

  • ein selbst schlagendes Uhrwerk mit stündlichem großen und viertelstündlich kleinem erklingenden Ton
  • eine Minutenrepetition
  • einen Schleppzeiger-Chronographen (ein zweiter Sekundenzeiger bei mechanischen Uhren)
  • Stoppuhr mit Zwischenzeit und Fünftelsekunden Einteilung
  • Neben dem Haupt Ziffernblatt hat die Uhr 4 kreisrunde Miniatur Anzeigen: Ein Ewiger Kalender auf der 12, ein Tagesanzeiger im laufenden Monat auf der 3, eine Mondphasen-Darstellung auf der 6 und eine Wochentag-Anzeige auf der 9
  • Der Kalender synchronisiert sämtliche Anzeigen mit Ausnahme des Mondes täglich exakt um 24 Uhr

DUF – Deutsche Uhren Fabrikation Glashütte

A. Lange und Söhne gründete zum Ende des 19ten Jahrhunderts das Unternehmen. Ziel war es, Taschenuhren deren Qualität nicht dem Anspruch der Stufe 1 entsprechen zu einem günstigeren Preis zu verkaufen. Aussagen des Unternehmens zufolge handelte es sich hierbei um Uhren mit geringsten oberflächlichen Mängeln. Damit reagierte A. Lange und Söhne auf die geringere Kaufkraft, ausgelöst durch wirtschaftliche Herausforderungen. Ein bekanntes und sehr seltenes Modell ist die 18 Karat Halbsavonette mit der Referenz 20322.

OLIW- Original Internationales Werk Glashütte SA.

Der Markt für hochpreisige Taschenuhren war nach dem Ersten Weltkrieg in Schieflage geraten. Trotz Beliebtheit der Uhren, hatten die Bürger schlicht und ergreifend nicht die finanziellen Mittel für ein handgefertigtes Kunstwerk. Unternehmerisch antizipierend entschied sich A. Lange und Söhne, noch während des Krieges eine Unternehmung zu gründen, die mit vielen Traditionen des Hauses brach. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Standardisierung von Arbeitsabläufen, die auf eine maschinelle Fertigung hinführten, ein Tabu Thema. Jedoch ein nötiger Schritt um Kosten im Verkauf zu senken. Das damals neue Kaliber 43 war somit die erste Gebrauchs Taschenuhr für den “normalen” Bürger.

 

 

Taschenuhr Patek Philippe

Patek Philippe

Die Uhrenmanufaktur Patek Philippe SA hat Ihren Ursprung in der Stadt Genf in der Schweiz. Im Jahr 1839 von polnischen Adligen Antoine Norbert de Patek und François Czapek, unter dem Namen Patek, Czapek & Co. ins Leben gerufen. Nur 6 Jahre später stieg Czapek aus dem Unternehmen aus und Patek gründete nur kurz darauf mit neuen Partnern das Unternehmen Patek & Co. Im Jahr 1851 nannten sie es in Patek Philippe & Co. um. Zu großem Rum gelang das Unternehmen mit der Erfindung der Aufzugskrone, mit der eine Uhr von nun an mit der Hand verstellbar war. Das Unternehmen ist führend, wenn es um Erfindungen und Patente im Bereich der Taschenuhren geht.

Hier ein Auszug:

  • 1881 Patent für eine Präzisions-Reguliervorrichtung
  • 1889 Patent für einen ewigen Kalender-Mechanismus für Taschenuhren
  • 1902 Patent für den ersten Doppel-Chronographen

Die Duke of Regla

Im Jahr 1910 kreierte Patek Philippe eines der bekanntesten Kunstwerke unter Uhreinsammlern, die Duke of Regla. Diese Taschenuhr war die Erste, die Gong Klänge imitierte und es waren nicht irgendwelche Gong Klänge. Die Uhr war in der Lage die Töne des Big Bens über fünf Tonfelder nachzuahmen, dem sogenannten Westminster-Schlag.

Die Graves Supercomplication

Die Supercomplication aus dem Jahr 1933 war mit 24 Komplikationen der absolute Höhepunkt unter den Taschenuhren und galt als komplizierteste Uhr aller Zeiten.

Breguet

Das Unternehmen Montret Breguet SA wurde im Jahr 1775 von Abraham Louis Breguet gegründet. Bekannt wurde das Unternehmen erstmalig im Jahr 1790 als es die Taschenuhr namens «pare-chute» veröffentlichte. Das Model war die erste seiner Art mit elastisch gesichertem Lager, dass das Innere der Uhr vor Stößen schützte.

Die Grande Complication Nr.1160. “Marie Antoinette”

Louis Breguet bekam vom französischen Königshaus den Auftrag eine noch nie da gewesene Uhr mit edelsten Metallen und möglichst vielen Komplikationen zu bauen. Die Dauer der Herstellung war hierbei irrelevant. Ganze 44 Jahre nach Auftragserteilung entstand die von einem Assistenten der Königin von Frankreich Marie Antoinette in Auftrag gegebene Taschenuhr mit folgenden Merkmalen:

  • Stunden, Minuten, Sekunden Anzeiger
  • Ewiger Kalender
  • Zeitgleichung
  • Stunden, Viertelstunden, Minutenrepetition
  • unabhängiger Sekundenzeiger
  • Thermometer
  • Gangreserveanzeige

Das Uhrwerk besteht aus Platinen und Brücken. Die Räder der Minuterie, des Ewigen Kalenders und des Repitationsschlagwerks sind aus Holz poliertem Rotgold, die Schrauben aus poliertem, bläulichem Stahl. Noch heute gilt die Uhr als eine von fünf kompliziertesten Uhren der Welt. Ihr rätselhaftes Verschwinden in den 1980 Jahren brachte die Uhr zu noch mehr Berühmtheit. Trotz des Wieder Auftauchens der Uhr im Jahr 2007 ließ Breguet die Uhr im Jahr 2004 nachbauen. Die Fertigstellung gelang dem Team von Uhrmachern ganz ohne Anleitung, nur anhand von Bilder in 4 Jahren. Die Uhr hat einen ungefähren Wert von 30 Millionen Euro.

Die No.5

Das Besondere an dieser Uhr ist, dass es sich um eine originalgetreue Nachbildung einer Taschenuhr handelt, die 1794 von Breguet fertiggestellt wurde. Die Serie, zu der es gehörte, wurde bis 1815 hergestellt. Sie enthielt Abraham-Louis Breguets eigenes Design für einen automatischen Aufzugsmechanismus . „Perpetual“, ein Name, den er seinen Automatikuhren gab. Die Perpetuals enthielten Verbesserungen, die viel effizienter waren als frühere Konzepte. Das balancierte Gewicht im Inneren dieser Uhr hatte die Besonderheit, auch auf wenige Bewegungen des Trägers zu reagieren. Das heißt ein Mensch der sich wenig bewegte, konnte diese Uhr tragen. Dies stellte eine absolute Innovation zu der damaligen Zeit dar. Das Kunstwerk hatte ebenfalls eine 60 Tage Gangreserve, was bedeutet, dass die Uhr auch im nicht getragenen Zustand tadellos lief.

Hier eine Auflistung der Merkmale dieser Taschenuhr:

  • Taschenuhr in 18 Karat Gelbgold
  • Viertelrepetition „à toc“
  • Versilbertes Zifferblatt mit eingelassenem kleinen Zifferblatt für die Sekunden
  • Gangreserveanzeige
  • Anzeige der Mondphasen sowie des Mondalters
  • Stundenring von Hand bemalt

Dugena

1917 von der Deutschen Uhrmacher-Genossenschaft Alpina gegründet und 1942 mit dem Markennamen Dugena verliehen. Das Unternehmen hatte ein Ziel, der Verkauf besonderer Qualitätsuhren aus Deutschland im mittleren Preissegment. Moderne Taschenuhren dieser Marke befinden sich in einem Preisrahmen von 90 bis 200 Euro. Bei älteren Modellen wie beispielsweise der Precision 585 aus 14 Karat Gold muss man mit ungefähr 900 Euro rechnen.

Junghans

1861 von Erhard Junghans und Bruder Xaver Junghans im Schwarzwald gegründet war das Unternehmen mit über 3000 Mitarbeitern zeitweise sogar das größte Uhren Unternehmen der Welt. In den Jahren 1883 und 1894 versuchte der Sohn Arthur Junghans, eine Fertigung einfacher Taschenuhren ins Leben zu rufen. Dies gelang ihm jedoch nicht und er stellte das Vorhaben ein. Junghans fusionierte jedoch mit der (im Taschenuhren Geschäft) versierten Firma Haller AG, um sein lang ersehntes Ziel im Jahre 1900 zu erreichen. Die Kleinfertigung von Taschenuhren begann im Jahr 1903 und die Serie nahm 1910 Fahrt auf. Herausragend war die Entwicklung der J9, eine mit massiven Platinen ausgestattete automatische Taschenuhr, die mit dem Design der bis dato beliebten, modernen amerikanischen Uhr brach.

Girard-Perregaux

Im Jahr 1856 wurde das Unternehmen vom Uhrmacher Constant Othenin-Girard gegründet. Ziel von Girard war es, extrem präzise Chronometer auf den Markt zu bringen. Um sein können unter Beweis zu stellen, nahm er an zahlreichen Wettbewerben teil und siegte.

Im Jahr 1867 produzierte er seine berühmte dreifache Goldbrücke “Tourbillon”, das Ergebnis langjähriger Forschungen. Das Besondere an dieser Taschenuhr ist die Verwendung von Gold innerhalb des Uhrwerks als rein funktionales Metall. Für dieses Kunstwerk wurde er 1867 und 1889 bei den Pariser Weltausstellungen mit der Goldmedaille ausgezeichnet.